Weihnachten in der Schweiz

Weihnachten in der Schweiz

Weihnachten in der Schweiz

Samichlaus, Guetsli und Lichterglanz – Schweizer Weihnachtszauber

Stell dir vor, es ist Heiligabend in den Schweizer Alpen. Draußen glitzert der Schnee, drinnen duftet es nach Zimt, Mandeln und frisch gebackenen Guetsli, und irgendwo läutet eine Kuhglocke sanft im Tal. Plötzlich – klopf, klopf, klopf – steht der Samichlaus vor der Tür, mit seinem schaurig-schönen Begleiter Schmutzli, der einen Sack voller Nüsse und Mandarinen trägt.

Willkommen in der Schweiz, wo Weihnachten gemütlich, süß und ein bisschen wild ist! Hier wird nicht nur besinnlich gefeiert, sondern auch herzhaft, kreativ und mit einer Prise Alpenmagie. Von den berühmten Weihnachtsmärkten in Zürich und Montreux bis zu den geheimnisvollen Bräuchen in den Bergdörfern – die Schweiz hat ihre ganz eigene Art, das Fest der Liebe zu zelebrieren. Also schnallt euch die Skier um (oder wenigstens die Hausschuhe), wir tauchen ein in die süßeste, schokoladigste und urigste Weihnachtszeit Europas!

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Samichlaus vs. Weihnachtsmann: Wer bringt in der Schweiz die Geschenke?

In der Schweiz gibt es keinen Weihnachtsmann – stattdessen kommt der Samichlaus (auf Hochdeutsch: Sankt Nikolaus). Und der hat nichts mit dem roten, dicken Mann aus der Werbung zu tun! Hier ist er ein ernster, aber gütiger Bischof mit Mitra, Stab und einem großen Buch, in dem steht, wer brav war – und wer nicht.

Samichlaus vs. Weihnachtsmann: Wer bringt in der Schweiz die Geschenke?

Während in Deutschland der Nikolaus nur eine kleine Nebenrolle spielt, ist der 6. Dezember in der Schweiz DAS große Fest vor Weihnachten. An diesem Tag kommt der Samichlaus (manchmal auch „Samichlaus“ genannt) persönlich zu den Kindern nach Hause – oder in die Schule, den Kindergarten oder auf den Dorfplatz.

Sein Aussehen: Ein Bischofsgewand (meist weiß oder rot), eine Mitra (Bischofsmütze) und ein langer, weißer Bart.

Sein Begleiter: Der Schmutzli (in manchen Regionen auch „Père Fouettard“ genannt). Er trägt einen dunklen Mantel, eine Larve und einen Sack voller Ruten – für die unartigen Kinder.

Sein Geschenk: Mandarinen, Nüsse, Lebkuchen und Guetsli (Schweizer Plätzchen). Früher gab es auch Geldstücke – heute sind es oft Schokolade-Taler.

Ablauf eines typischen Samichlaus-Besuchs:
  1. Klopfen an der Tür: Der Samichlaus betritt das Haus mit den Worten: „S’Chlaus isch da!“
  2. Vorlesen aus dem großen Buch: Er erzählt, was die Kinder im letzten Jahr Gutes (und manchmal auch Schlechtes) getan haben.
  3. Fragen an die Kinder: „Bisch du immer artig gsi?“ („Bist du immer artig gewesen?“)
  4. Geschenkeverteilung: Jedes Kind bekommt einen Sack mit Leckereien – und wer Pech hat, kriegt eine Rute vom Schmutzli (aber nur zum Spaß!).
  5. Abschied mit einem Spruch: „En guäts Nöis!“ („Ein gutes neues [Jahr]!“)

In manchen Dörfern kommt der Samichlaus auf einem Esel geritten – oder sogar mit einem Schlitten, gezogen von Ziegen oder Pferden!

Woher kommt der Samichlaus?

Der Brauch geht auf den heiligen Nikolaus von Myra zurück, einen Bischof aus der heutigen Türkei, der im 4. Jahrhundert lebte und für seine Großzügigkeit bekannt war. Die Schweizer Version ist strenger und traditioneller als der deutsche Nikolaus – und der Schmutzli macht ihn erst richtig spannend!

Guetsli, Mailänderli & Zimtsterne: Die süße Seite der Schweiz

Wenn es etwas gibt, was die Schweizer an Weihnachten am besten können, dann ist es: Backen! Die „Guetsli“ (Plätzchen) sind hier keine einfache Nascherei, sondern eine Kunstform. Jede Region, jede Familie hat ihre geheimen Rezepte – und wer einmal selbstgemachte Schweizer Guetsli probiert hat, will nichts anderes mehr!

1. Die Klassiker: Diese Guetsli müssen sein!

  • Mailänderli: Butterplätzchen mit Zitronenaroma, die so zart sind, dass sie auf der Zunge zergehen.
  • Zimtsterne: Glutenfrei (weil aus Eiweiß und Nüssen) und mit einer dicken Schicht Zuckerguss.
  • Brunsli: Schokoladige Mandelplätzchen, die wie kleine braune Kissen aussehen.
  • Spitzbuben: Zwei Mürbteig-Plätzchen mit Marmelade in der Mitte (ähnlich wie deutsche Spitzbuben, aber dünner und knuspriger).
  • Anisbrötli: Würzige Kekse mit Anis – perfekt zum Glühwein oder Tee.

Tipp: In der Schweiz gibt es „Guetsli-Bäckereien“, wo man die Plätzchen frisch backen lassen kann. Oder man besucht einen „Guetsli-Kurs“ – denn hier ist Backen fast schon eine Nationalsportart!

2. Das „Guetsli-Bäcken“: Ein soziales Event

In vielen Familien wird das Guetsli-Backen zum großen Ereignis:

  • Oma, Mutter und Kinder stehen gemeinsam in der Küche.
  • Jeder hat seine Aufgabe: Einer rollt den Teig aus, einer sticht die Formen, einer bestreicht sie mit Ei.
  • Am Ende gibt es eine riesige Dose voller Guetsli, die bis Neujahr (oder länger) hält.

In manchen Dörfern gibt es „Guetsli-Wettbewerbe“, bei denen die schönsten Plätzchen prämiert werden!

Weihnachtsmärkte: Von Montreux Noël bis zum Zürcher Singing Christmas Tree

Weihnachten in Zürich

1. Montreux Noël (Waadt)

  • Wo? Am Genfersee, mit Blick auf die Alpen und das Château de Chillon.
  • Was gibt’s? Französisch-schweizerische Spezialitäten wie Raclette, Fondue und Vin chaud (Glühwein).
  • Highlight: Der „Marché de Noël“ mit handgefertigtem Spielzeug und Lebkuchenherzen.

2. Basel (Basler Weihnachtsmarkt)

  • Wo? Auf dem Barfüsserplatz und dem Münsterplatz.
  • Was gibt’s? „Magenbrot“ (eine Art Lebkuchen), Basler Läckerli (Honigkuchen) und heißen Apfelpunsch.
  • Highlight: Der „Lichterweg“ entlang des Rheins.

3. Zürich (Singing Christmas Tree & Weihnachtsdorf)

  • Wo? Am Sechseläutenplatz und im Hauptbahnhof.
  • Was gibt’s? Zürcher Geschnetzeltes“ (in Rahmsauce), Maroni (Esskastanien) und Schokolade von Läderach.
  • Highlight: Der „Singing Christmas Tree“ – ein Chor in Form eines Weihnachtsbaums, der jeden Abend singt.

4. Luzern (Weihnachtsmarkt am Franziskanerplatz)

  • Wo? In der Altstadt, direkt an der Kapellebrücke mit Blick auf den Vierwaldstättersee.
  • Was gibt’s? „Luzerner Chügelipastetli“ (Blätterteigtaschen mit Fleischfüllung) und heiße Schoggi (Schokolade).
  • Highlight: Die „Lichterboote“ auf dem See – kleine Schiffe, die mit Kerzen beleuchtet über das Wasser gleiten.

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Besondere Bräuche: Von Chlausjagen bis Trychle

Die Schweiz hat nicht nur Samichlaus und Guetsli, sondern auch einige der kuriosesten Weihnachtsbräuche Europas!

1. Chlausjagen (Küssnacht am Rigi, Schwyz)

Am 5. Dezember findet in Küssnacht das „Chlausjagen“ statt – ein wildes Spektakel, bei dem hunderte als „Chläuse“ verkleidete Männer mit riesigen Glocken durch die Straßen ziehen.

Wer sind die Chläuse?

  • „Schöne Chläuse“: Tragen prächtige, handgeschnitzte Masken und glitzernde Kostüme.
  • „Wüeschte Chläuse“ („wilde Chläuse“): Sie tragen gruselige Larven und Fellkostüme – ähnlich wie die Perchten in Österreich

Was passiert?

  • Die Chläuse läuten mit ihren Glocken, dass es durch Mark und Bein geht.
  • Sie springen, tanzen und jagen durch die Menge.
  • Am Ende gibt es ein großes Feuerwerk.

Warum? Der Brauch soll böse Wintergeister vertreiben und das neue Jahr segnen.

Die Glocken der Chläuse wiegen bis zu 20 Kilogramm – und wer zu nah steht, kriegt Ohrenklingeln für Stunden!

2. Trychle (Appenzell)

In Appenzell gibt es am Silvesterabend den Brauch des „Trychle“:

Was ist das? Gruppen von Männern in traditionellen Trachten ziehen mit riesigen Kuhglocken durch die Dörfer.

Warum? Um böse Geister zu vertreiben und das neue Jahr lautstark zu begrüßen.

Besonderheit: Die Trychler tragen keine Masken, sondern prächtige Stickereien – und wer ihnen begegnet, soll Glück im neuen Jahr haben.

3. Sternsingen (ganze Schweiz)

Wie in Österreich ziehen auch in der Schweiz am 6. Januar Kinder als „Sternsinger“ verkleidet von Haus zu Haus.

Was machen sie?

  • Sie singen traditionelle Lieder.
  • Sie sammeln Spenden für wohltätige Zwecke.
  • Sie schreiben „C+M+B“ (Christus mansionem benedicat) an die Haustüren.

Besonderheit: In der Schweiz tragen die Sternsinger oft handgefertigte Sternenlaternen aus Holz.

4. Silvesterkläuse (Urnäsch, Appenzell)

Am 31. Dezember und 13. Januar (altes Neujahr) findet in Urnäsch das „Silvesterchläusen“ statt – ein UNESCO-geschütztes Ritual!

Wer sind die Silvesterkläuse?

  • „Schöne Kläuse“: Tragen prächtige, bunte Kostüme mit Spiegeln und Glöckchen.
  • „Wüeschte Kläuse“: Sie sind wild, schwarz und mit Fell bedeckt.

Was passiert?

  • Die Kläuse tanzen durchs Dorf und läuten mit ihren Glocken.
  • Sie springen über Feuer und segnen die Häuser.

Warum? Der Brauch soll Fruchtbarkeit und Glück fürs neue Jahr bringen.

Weihnachten in den Bergen: Wenn die Hütten leuchten

haus in den verschneiten Alpen

In den Schweizer Alpen wird Weihnachten besonders ursprünglich und magisch gefeiert. Hier gibt es keine Hektik, sondern Stille, Schnee und gemütliche Hüttenabende.

1. Weihnachten auf der Alm

Viele Bergbauern feiern Weihnachten ganz traditionell:

Der Baum wird oft erst am Heiligabend geschmückt – mit echten Kerzen, Strohsternen und Holzfiguren.

Das Essen ist deftig: Fondue, Raclette oder „Älplermagronen“ (Käsemakkaroni mit Kartoffeln).

Die Musik: Statt Weihnachtslieder aus dem Radio gibt es „Jodeln und Alphornklänge“.

2. Schlittenfahren bei Kerzenschein

In Dörfern wie Grindelwald, Zermatt oder St. Moritz gibt es am Heiligabend oft „Kerzen-Schlittenfahrten“:

Wie funktioniert’s? Eine Pferdekutsche oder ein Schlitten wird mit Lichtern geschmückt und fährt durch den schneebedeckten Wald.

Romantik pur! Besonders beliebt bei Paaren – aber auch Familien machen mit.

3. „Samichlaus-Umzüge“ in den Bergdörfern

In vielen kleinen Alpenorten kommt der Samichlaus nicht allein, sondern mit einem ganzen Tross:

Eselsreiten: In Engelberg reitet der Samichlaus auf einem Esel durchs Dorf.

Lichterprozessionen: In Andermatt tragen die Kinder Fackeln und begleiten den Samichlaus zur Kirche.

Egal, ob ihr die Chläuse in Küssnacht erlebt, Guetsli backt oder einfach nur mit einer Tasse heißer Schoggi vor dem Kamin sitzt – in der Schweiz ist Weihnachten ein Fest für alle Sinne.

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Die nächste Station ist Frankreich, wo Père Noël die Geschenke bringt, die Réveillon-Tafeln überquellen und die Weihnachtsmärkte im Elsass so märchenhaft sind, dass man meint, in einem Charles-Dickens-Roman gelandet zu sein. À bientôt – und en Guete!

Fotos: ©Knöpfli – stock.adobe.com; ©JFL Photography – stock.adobe.com

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